Familien- oder Ahnenforschung (Genealogie) bezeichnet landläufig die Suche nach Vorfahren, meist bezogen auf die eigene Familie. Kirchenbücher spielen hierbei eine wichtige Rolle. Ab dem 16. Jahrhundert wurden sie in Mitteleuropa nach und nach eingeführt und waren bis ins 19. Jahrhundert oft die einzige geschriebene Quelle zum Leben einer Person. In einem Kirchenbuch sind zunächst die Daten zu den kirchlichen Handlungen aufgeführt, insbesondere Taufen, Trauungen und Begräbnisse. Ob und in welchem Umfang darüber hinaus weitere Angaben mit genannt sind, etwa das Geburts- oder Sterbedatum einer Person, ihr Beruf, Herkunftsort oder besondere Begebenheiten, ist individuell verschieden.
Wir unterstützen Sie bei der suche Ihrer Ahnen.
Im Juli 2019 habe ich gemeinsam mit meinem Freund Emilian Fedorowytsch eine dreiwöchige Reise durch Siebenbürgen und die Maramures in die Bukowina unternommen. Mit der ersten Übernachtung in Cluj-Napoca (Klausenburg), - es handelt sich um die zweitgrößte Stadt Rumäniens mit der einzigen dreisprachigen Universität Südosteuropas (rumänisch, ungarisch, deutsch), der Babes-Bolyai-Universität - begann die Reise mit Constantin Guga und seiner 94jährigen Mutter mit einem VW-Bus. Die Hotelübernachtungen richteten sich nach der vorgegebenen Reiseroute. In Cluj-Napoca übernahm Frau Guga, die die Stadt sehr gut kennt, die Stadtführung. Das nächste Ziel war Sibiu (Hermannstadt) mit Besichtigungen der an dem Wege liegenden Kirchen- und Wehrburgen sowie anderen Sehenswürdigkeiten. Herr Wilfried Ziegler vom Deutschen Forum in Hermannstadt opferte uns freundlicherweise eine Stunde seiner Zeit und führte uns in die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt ein. Die Besichtigung von Alba Iulia und die Führung in Hermannstadt waren die ersten Höhepunkte. Für landesübliche Mahlzeiten wurden interessante Anlaufpunkte ins Auge gefasst. 18 km nördlich von Sibiu, in Simnic (Stolzenburg) thronen auf einem Berg über dem Ort die imposanten Reste der riesigen Stolzenburger Bauernburg (Fliehburg), die im 15. Jahrhundert von den Siebenbürger Sachsen weiter ausgebaut wurde. Nach Medias, Sighișoara (Schäßburg) und Targu Mures (Neumarkt am Mieresch) fand die dritte Übernachtung in Reghin (Sächsisch Regen) statt.
Der Aufenthalt in Schäßburg, mit dem historischen Zentrum, war etwas Besonderes. Als profunder Kenner führte Constantin Guga die kleine Gruppe zu interessanten Anhaltspunkten. Besonders zugute kamen den Teilnehmern seine Geschichtskenntnisse. Die nächste Fahrt führte direkt nach Bistriţa (Bistritz), eine von den Siebenbürger Sachsen im 13. Jahrhundert gegründete Stadt. Nach dem Brand in der Kirche wurde ein Fahrstuhl eingebaut, sodass die Besichtigung der Stadt vom Kirchturm aus vorgenommen werden konnte. Da im Augenblick eine Renovierung der Kirche durchgeführt wird, die eine deutliche Reduzierung der 3.000 Sitzplätze zur Folge hat, war die Besichtigung der Kirche nicht möglich. Wir parkten im Bereich der evangelischen Kirche und nutzten die Gelegenheit zum einem interessanten Gespräch mit Pfarrer Krauss, der uns in die Geschichte von Bistritz und der evangelischen Kirche einführte und besonders das ausgezeichnete und menschlich gute Verhältnis zwischen den Konfessionen hervorhob. Nach einer längeren Mittagsrast in einem schönen Gartenrestaurant am Marktplatz setzten wir unsere Fahrt Richtung Borsa (Maramures-Region) fort. Hier fand in 600 m Höhe die vierte Übernachtung in einer wunderschönen, modernen Bergcabana in Baia Borşa, bei Bekannten von Emilian, statt. Dieses einmalige Bergambiente wird allen in bester Erinnerung bleiben. Von hieraus ging es über den Prislop-Pass (1.416 m) und Kirlibaba und Iacobeni nach Vartra Dornei. In Vatra Dornei wohnt Frau Guga. Nach Einladung von Bekannten in deren historisches rumänisches Bauernhaus, mit einem zünftigen rumänischen Mittagessen, fand am Abend die Bewirtung durch Frau Guga und ihrem Sohn in ihrem Haus statt. Nach zwei Tagen Aufenthalt führte die Autofahrt über den Ciumarna-Paß (1.109 m) nach Radautz (Rădăuți) und über den Grenzort Siret nach Czernowitz. Der Grenzübergang von Rumänien, bei dem eine halbe bis eineihalb Stunden Wartezeit einkalkuliert werden sollten, gestaltete sich im übrigen problemlos. Czernowitz empfängt den Besucher recht beschaulich und eröffnet ihm eine Fülle von geschichtlichen und kulturellen Highlights.
Hier wurden wir von Paul Pivtorak, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Österreichisch-Deutschen Kulturvereins begrüßt, der uns an mehreren Folgetagen ein unentbehrlicher Helfer war. Im "Deutschen Haus" überreichte ihm Emilian Fedorowytsch als Geschenk eine selbst aufgenommene Fotoreihe, in der Menschen verschiedenster Bukowiner Ethnien des 21. Jahrhunderts, ergänzt durch drei prägnante Fotos der 30-er Jahre, dargestellt sind. Die Fotos, die an das gedeihliche Wirken und Zusammenleben der Bukowiner erinnern sollen, wurden an exponierter Stelle des Deutschen Hauses als Dauerausstellung platziert. Die gleichen Photosequenzen wurden auch den Deutschen Foren in Suceava und Câmpulung Moldovenesc zur Dauerausstellung überreicht. Die Anwesenheit bei einer mehr als 90-minütigen Chorprobe von Vereinsmitgliedern im Deutschen Haus - mit ausgezeichneter Akkordeonbegleitung durch die Chorleiterin - zeigte, dass deutsches Liedgut in der ehemaligen Landeshauptstadt der Bukowina weiterhin hoch im Kurs steht. Dies ist mit Sicherheit auch dem Vorstand des Vereins, insbesondere dem Einsatz von Paul Pivtorak zu verdanken. Nach der Chorprobe begaben sich die Anwesenden zum gegenüber liegenden "Polnischen Haus", wo der Czernowitzer Polnische Chor „Echo Prutu“ (die Damen in wunderschönen roten Roben, die Herren mit dunkelblauen Westen) uns eine private Sondervorstellung gab. Die vorgetragenen mehrsprachigen Lieder des Polnischen Chors und die auf deutsch gehaltene 10-minütige Dankesrede von Frau Guga, die simultan ins Ukrainische übersetzt wurde, waren weitere Höhepunkte. Emilian Fedorowytsch hob im Abschluss besonders hervor, dass an diesem Abend im Polnischen Haus Deutsche, Ukrainer, Polen und Rumänen zusammengekommen waren und dies ein Zeichen dafür sei, dass es bisher noch niemandem gelungen sei den "Bukowiner Geist" zu zertreten, dass es im Gegenteil zu einer Wiederbelebung dieser Geisteshaltung gekommen sei. Es folgten Besuche der beiden großen, gegenüber liegenden Friedhöfe an der Vulitza Zelena (Christlicher Friedhof, Jüdischer Friedhof), der ehemaligen Bischöflichen Residenz der Bukowiner Metropoliten, heute "Jurij-Fedkowytsch-Universität " sowie berühmter Häuser und Museen. Die ehemalige Herrengasse (heute Vulitza Kobyljanska) ist weiterhin gut besucht und gilt als Flaniermeile der Stadt Czernowitz. Was auffällt ist die enorme Zunahme der Restaurantdichte. Weiter über Czernowitz zu berichten, hieße Eulen nach Athen tragen. Zu erwähnen wäre noch ein Zusammentreffen mit den Freunden von Emilian, die in der Universität Iassy tätig sind. Bei einem Ausflug nach Wiżnitz (Wischnitz) wurden neben bekannten Skigebieten auch Orte mit ehemals deutschen Bewohnern (Czudyn) besucht. Bei Verwandten von Gugas, die in den Bergen im Dorf Wizenka ein Ferienhaus betreiben, gab es einen klassischen Borschtsch .
Nach einwöchigem Aufenthalt in Czernowitz holte uns Familie Guga wieder ab und lieferte uns in Suczawa (Suceava) im Hotel ab. Bevor am nächsten Tag der Weg mit der Bahn nach Iassy führte, war mittags ein privates Treffen mit Frau Antonia-Maria Gheorghiu, Vorsitzende des Regionalforums Buchenland, und dem Geschäftsführer der ACI Bukowina Stiftung (Wirtschaftsförderung), Herrn Josef-Otto Exner, angesagt. Im Deutschen Haus überreichte Frau Gheorghiu uns beiden je eine GedenkmedaiIle mit der Inschrift "100 de ani de la Unirea Bucovinei cu Romania" Consiliul Judetean Suceava - Muzeul Bucovinei – 2018 (Vorderseite: Ferdinand I - Rückseite: der Bukowiner Auerochsenkopf). Am Abend fand ein Treffen mit Corina Derla, die uns seit langem bekannt ist, statt. Einen Nachmittag nutzten wir, um in Suceava, in der kleinen evangelischen Kirche, die sich neben dem Deutschen Haus befindet, einer Messe beizuwohnen, die von dem österreichischen Pfarrer Schleßmann, der eine ganze Reisegruppe mitgebracht hatte, gehalten wurde. Anwesend waren zahlreiche Mitglieder des Deutschen Forums aus Suceava und Câmpulung mit Frau Gheorghiu und Frau Gheorghian. Corina Derla, die sich gemeinsam mit ihrem Vater um die Belange der Kirche kümmert, hielt eine kurze Rede und wünschte den Gästen einen guten Aufenthalt in der Bukowina.
Der Aufenthalt mit knapp zwei Tagen in Iassy war recht kompakt. In Iassy wurden wir von Emilians Freunden in Obhut genommen. Nach der Führung durch die Universität und einem längeren Gespräch in angenehmer Atmosphäre mit dem Dekan der Philologischen Fakultät (Lehrstuhl für Germanistik), Ion Lihaciu, der unseren Fragen gegenüber sehr offen war, schloss sich eine Stadtführung an. Beeindruckend sind die Universität, in der 50tsd. Studenten studieren sowie die berühmten historischen Kathedralen. Zum Abschluss wurden wir von den Freunden zum Abendessen im obersten Stockwerk des Panoramarestaurants Unirea im höchsten Gebäude der Stadt eingeladen.
Einen Tag später ging es mit der Bahn nach Câmpulung (Kimpolung), in die Nähe der Heimat meiner Eltern und Geschwister. Wie alte Bekannte wurden wir hier empfangen. Frau Monica Gheorghian organisierte ein Treffen mit dem Forum des Deutschen Hauses an dem Frau Gheorghiu und Konstantin Guga und seine Mutter teilnahmen. Es wurde gegrillt, gesungen und viel erzählt. In Pojorâta fand ein abendliches Treffen mit den Familien Ilies (Frau Erika Ilies verwaltet den Schlüssel der deutschen Kirche von Pojorata und Frau Christine Horga, die Tochter von Frau Ilies, die in der Hotelrezeption des Hotels Cosmos in Câmpulung tätig ist) statt.
Am Sonntag nahmen wir mit Constantin Guga und seiner Mutter in der orthodoxen Kirche von Fundu Moldovei (Luisenthal) an dem Gottesdienst teil. Hier wurden wir von dem Bürgermeister des Ortes, einem Verwandten der Familie Guga, zum Mittagessen in seine neue Pension eingeladen. Anschließend ging es mit dem Auto in Richtung Breaza in das Huzulengebiet. Am letzten Tag führten uns Frau Monica Gheorghian und ihr Mann auf den Rarau (1.653 m) und zu den weltberühmten Bukowiner Klöstern Voronet und Humor sowie nach Gura Humorului (Gura Humora). Auf dem Weg zum Rarau besuchten wir die Familie Sava (Die Familie Sava führt im Izvorul-Tal auf dem Weg zum Berg Rarau die Cabana Sava). Hier wurde die mitgebrachte Gitarre ausgepackt und von Emilian Fedorowytsch und Maria, der Nichte von Monica Gheorghian, die auch Mitglied im Chor Edelweiß ist, Lieder vorgetragen.
In Cluj-Napoca gab es ein kurzes Treffen in der Hotelrezeption, bei dem Emilian Fedorowytsch Elfriede Horga (einziges deutschsprachiges Kind der jüngeren Generation aus dem Ort Pojorata, der vor dem Krieg Heimat von ca 2.000 Deutschen war) eine weiße Armbanduhr mit der Auflage überreicht, ihr Wissen um die Geschichte der Bukowina und insbesondere der Buchenlanddeutschen und die Koexistenz der Ethnien und Konfessionen weiterzuverbreiten - wo immer auf der Welt sie auch sei -. Mit vielen Bildern und Videos im Gepäck verließen wir nach drei erlebnisreichen Wochen Cluj-Napoca Richtung Dortmund.
Insgesamt kann man feststellen, dass wir vieles so vorgefunden haben, wie wir es bereits kannten. Aufgefallen ist der starke Autoverkehr, moderne Autos und neue Häuser. Gefühlt geht die Schere zwischen Arm und Reich allerdings weiter auseinander. Es wird Zeit, dass der Krieges im Osten der Ukraine beendet wird, damit mehr ausländische Touristen nach Czernowitz kommen. Die Unterbringung in den Hotels sowohl in der Nord- wie auch in der Südbukowina war erstklassig. Die Bevölkerung ist wie immer aufgeschlossen und den Deutschen zugetan. Schön war es, wieder in der Heimat unserer Eltern gewesen zu sein.
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